Alter Boden in neuem Glanz

29.03.2022

Haus Reichstein hat während der Sanierung viele Geheimnisse aus der mehr als 100-jährigen Geschichte preisgegeben – eines davon ist der hochwertige Terrazzoboden im Gastraum, der während der Entkernung wieder zum Vorschein kam.

Bereits beim Bau des Hauses im Jahr 1902 wurde der Boden verlegt, verschwand jedoch im Laufe der Zeit unter neuzeitlichen Bodenbelägen wie Fliesen und PVC. Diese Schichten entfernten die Handwerker Stück für Stück, bis der ursprüngliche Boden wieder zum Vorschein kam. Dabei tauchten auch Altlasten wie Risse und ehemalige Reparaturversuche auf. Die Fehlstellen verschlossen die Handwerker jedoch mit einem neutralen Mörtel, der farblich nicht dem Rest des Bodens angepasst ist. “Es wurde bewusst darauf verzichtet, die Ersatzmörtel dem anliegenden Terrazzo in Farbe und Zuschlagstoff anzupassen. Damit ist der Boden wieder weitgehend in seinen Ursprungszustand zurückversetzt, jedoch ohne die Spuren der Zeit zu verdecken”, erklärt Architekt Ulrich Piel.

Beim Baustart: Architektin, Bauherrin und Oberbürgermeister bestaunen den wiederentdeckten Terrazzoboden.

Seine Ursprünge hat der Terrazzoboden im alten Römischen Reich, gehört aber auch heute noch zum typischen Erscheinungsbild vieler italienischer Häuser (Terrazzo = ital. für Fußboden). In Deutschland war er bis Mitte des 20. Jahrhunderts üblich und ist häufig in Treppenhäusern von Altbauten zu finden. Der Bodenbelag wird ähnlich wie Estrich gegossen und besteht aus Zement (in der Regel weißer oder grauer Portlandzement), der mit Wasser und je nach Farbwunsch mit Pigmenten und Zuschlagstoffen gemischt wird. Durch Hinzugabe von kleinen Steinen kann der Terrazzoboden in verschiedenen Mustern gestaltet werden und bekommt dadurch seinen typischen Look.

Das Treppenhaus im Haus Reichstein. Häufig wurden die Terrazzoböden wie hier mit aufwändiger Ornamentik verziert.

Auch heute kommt der Boden wegen seines ausgefallenen Designs und der Widerstandsfähigkeit wieder in Mode und wird teilweise in Neubauten verlegt. Der Boden im Haus Reichstein ist zwar nicht neu, hat dafür aber jede Menge Charme, auf den sich die künftigen Besucher des Haus Reichstein freuen können

Der Terrazzoboden im Eingangsbereich des Hauses nach der vollständigen Freilegung. Etwaige Fehlstellen wurden bewusst sichtbar gelassen.