Weimarer Kunstkollektiv gewinnt Wettbewerb Kunst am Bau: Zwischenraum
29.03.2022
Die Gewinner:innen des Wettbewerbs Kunst am Bau: Zwischenraum stehen fest! Die Künstler:innen des Kollektivs “Studio Wägetechnik” aus Weimar konnten sich in einem mehrstufigen Verfahren gegen mehr als 20 Bewerber:innen durchsetzen. Das Objekt “Bauleiter” wird nun zunächst gebaut und künftig in der Bauausstellung im Haus Reichstein zu sehen sein.
Alle Künstler:innen standen vor derselben Herausforderung: Für die Bauausstellung wurde ein Raumobjekt gesucht, das den Besucher:innen ermöglicht den Bereich zwischen Boden und Decke, die in Teilen freigelegt sind, zu erleben und zu begehen.
Die Sieger:innen des Kollektivs aus Weimar konnten letztendlich mit ihrem Entwurf der “Bauleiter” überzeugen. Das Objekt ist eine Collage aus Alltagsgegenständen, Möbelstücken und einer zu kurzen Trittleiter, die in Summe eine Leiter-Skulptur bilden.
Trotz wackelig wirkender Konstruktion ist das Objekt stabil und kann bedenkenlos erklommen werden.
Bild: Studio Wägetechnik Weimar
Damit erfüllt der Entwurf nicht nur die Vorgaben des Wettbewerbs, sondern ist zusätzlich noch eine objekthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Sicherheit auf der Baustelle. Die Kombination der beiden Themen war schließlich auch ausschlaggebend für den Gewinn des Wettbewerbs, erklärt Jury-Mitglied Monika Güldenberg: “Der Siegerentwurf überzeugte durch seine eigenständige Idee, dass die „Bauleiter“ neben der Anforderung aus der Ausschreibung, eine Begehbarkeit zwischen Boden und Decke zu ermöglichen, auch das Thema der Gefahren am Bau symbolisieren soll. Neben der ästhetischen Umsetzung ist auch die narrative, humoristische Antwort auf die Wettbewerbsaufgabe wertgeschätzt worden.” Humorvoll kommentiert auch das Team von Studio Wägetechnik den Gewinn des Wettbewerbs: “Hauptsache, es fällt keiner runter.”
Das Team der Arbeitsgemeinschaft Studio Wägetechnik e.V.
v.l.n.r.: Marie Heyer, Leon Peter Purtscher, Sebastian Wanke, Constantin Kozák.
Doch auch die anderen Künstler:innen, die es bis in die letzte Bewerberrunde der besten drei Entwürfe geschafft haben, konnten durch kreative und künstlerisch anspruchsvolle Konzepte überzeugen.
Die Kölner Künstlerin Hannah Schneider nahm in ihrem Entwurf die Schräglage des Haus Reichstein als Anlass für ihr Kunstwerk mit dem Arbeitstitel “In between”. “Der generelle Neigungswinkel des Hauses, der zwischen 2,5° und 4° liegt, hat eine unmittelbare Wirkung auf das physische Empfinden in den oberen Stockwerken, auch mit dem nachträglichen Ausgleich auf nahezu 1°. Ich möchte mit der klaren Setzung einer schrägen Ebene die ursprüngliche Neigung des Hauses aufgreifen, den Besucher in die „eigentliche“ Lage versetzen und somit auch den Schritt der architektonischen „Begradigung“ spürbar und nachvollziehbar machen.”, beschreibt Schneider ihr Konzept. Das Objekt besteht aus einer großen Glasfläche, die sich über den gesamten Teil des offengelegten Fußboden erstreckt und die Sanierungsmaßnahmen nachvollziehbar macht.
Bild: Hannah Schneider.
Clemens Botho Goldbach ließ sich für sein Objekt mit dem Namen “STEG 2 OG” von der Natur inspirieren. “Ich betrachte die offen gelegte Bodenkonstruktion wie eine Art Fluss, der den Raum in der Mitte teilt und zwei schmale Uferstreifen, den Dielenboden links und rechts, übrig lässt. Da dieser nicht betretbare Bereich schon am Eingang beginnt, kam mir der Gedanke an eine Art Steg.”, erklärt der Künstler aus Düsseldorf seine Idee.
Bild: Clemens Botho Goldbach.
Genau genommen ist das Objekt eine Kombination aus zwei Stegen: Ein Steg führt über vier Stufen auf ein Podest, das die Besucher:innen näher an die Deckenkonstruktion bringt. Der andere führt auf einer gleichbleibenden Ebene einmal quer durch den Raum, wodurch die Besucher:innen die Bodenkonstruktion aus der Nähe betrachten können.
Es wird deutlich, dass alle drei Entwürfe die Anforderungen des Wettbewerbs passend aufgegriffen haben und durch ausgesprochene Kreativität und künstlerischen wie handwerklichen Anspruch überzeugen konnten. Das Raumobjekt “Bauleiter” der Gewinner:innen des Wettbewerbs wird für die nächsten zehn Jahre den Besucher:innen der Bauausstellung zur Verfügung stehen, um den Raum zwischen Boden und Decke zu erleben. Wie das Kunstwerk vor Ort aufgebaut wird, erfahrt ihr übrigens auch über unsere Kanäle – also seid gespannt!