Kampf gegen Feuchtigkeitsschäden: Wie die historischen Schiebetüren vor dem Verfall gerettet wurden

26.04.2022

Im vorigen Blogpost haben wir bereits über den unter den mehreren Bodenschichten verborgenen Terrazzoboden berichtet, doch das war längst nicht alles, was im Haus Reichstein im Verborgenen schlummerte. Hinter Trockenbauwänden kamen während der Sanierung denkmalgeschützte Schiebetüren wieder zum Vorschein. Bei der Instandsetzung standen die Tischler vor einigen Herausforderungen.

Die Türen vor der Sanierung.

Mehr als 100 Jahre und die lange Zeit des Leerstands haben Spuren an den Türen hinterlassen. Vor allem die Feuchtigkeit im Holz war hier ein großes Problem. Im unteren Bereich waren die Türen häufig so Morsch, dass dieser Teil nur durch einen originalgetreuen Nachbau zu retten war. Damit die neu hergestellten Teile auch genauso wie die alten aussehen, stellten die Tischler extra neue Schneidemesser (der Fachmann sagt hier “Profilmesser”) für ihre Fräse her.
Nicht alle Bereiche der Türen waren so stark beschädigt, dass sie erneuert werden mussten, dennoch zeigten sich auch hier die Spuren der Feuchtigkeit: “Teilweise waren die Füllungen aufgrund der Feuchtigkeit massiv gerissen, sodass dort Teilbereiche ausgefräst und ausgeflickt werden mussten”, erklärt Tischler Steffen Rensmann.

Die Holzarbeiten sind erledigt und die Türen wieder eingebaut. Im oberen Bereich ist die neue Laufschiene zu sehen.

Die Laufschiene, an der die Schiebetür aufgehangen ist, musste jedoch von einem Schlosser von Grund auf neu Hergestellt werden, zu stark waren die Beschädigungen. Das System ist hier so simpel wie langlebig: Das Hängewerk besteht aus je zwei Laufrollen pro Tür, die auf einem massiven Flacheisen laufen. “Die Beschläge werden so auch die nächsten 100 Jahre ohne Probleme bestehen”, ist sich Steffen Rensmann sicher.

Aktueller Stand: Nach einem neuen Anstrich ist nichts mehr zu sehen von den vielen Beschädigungen.

Auch das Relief ist wieder vollständig hergestellt.

Trotz der vielen Arbeit und der großen Herausforderungen, lohnt es sich, auch so schwer beschädigte Türen noch zu reparieren. Das meint auch Architektin Monika Güldenberg: “Ein Altbau, in dem nichts Altes mehr da ist, hat einfach nicht mehr den Charme”.